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VÖFA - Verband Österreichischer Film-Autoren

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Laudatio - Ehepaar Telatzky für den Ehrenpreis "Leidenschaft Film"

Anlässlich der Staatsmeisterschaft 2006 wurde an das Ehepaar Telatzky der Preis "Leidenschaft Film" verliehen.

 

Liebe Nelli, sehr geehrte Damen und Herren!

Bei solchen Ehrungen ist es üblich, immer nur das Beste und Vorteilhafteste über die Geehrten zu sagen. Ich werde diese Tradition nicht brechen - aber nicht, weil es so üblich ist, sondern weil es im Rückblick auf meine 30-jährige persönliche und filmische Freundschaft mit Nelli und Fritz Telatzky ehrlich nur positive Erinnerungen gibt. 1975, ich war gerade frischgebackener Obmann des Filmklubs Neunkirchen, als "die Telatzkys" zum ersten Mal auf Empfehlung eines Klubmitglieds in den Klub kamen und uns einen Reisefilm vorführten. Fritz unüberhörbar wienerischen Ursprungs ("Favoritner Slang"), sehr ruhig, den Schalk in den Augen, manchmal auch auf den Lippen - Nelli, gross, blond, sehr energisch und eindeutig die redefreudigere der beiden. Also, wir haben uns den Film angeschaut, war für diese Zeit nicht schlecht gemacht, insbesondere die Vertonung hatte meine Aufmerksamkeit erregt, Musik, O-Töne, Kommentar, alles da, nur halt noch nicht im typischen Telatzky-Stil, den wir später kennen und schätzen gelernt haben. Nachher Gespräch mit Nelli: "Wie haben sie die Vertonung gemacht? Haben sie die in einem Studio abgemischt?" - Nelli: "Nein, wir mischen den Ton zuhause. Mein Mann hat das Mikrofon, und wenn Musik kommt, hält er das Mikrofon vor den Tonbandlautsprecher und wenn Text kommt, spricht er hinein und die Musik läuft im Hintergrund weiter." - Und diese Aussage ist typisch für den kreativen Umgang mit der Technik, der den Telatzkys zu eigen ist - oder wie ich immer sage: "Ihre kreative Schlampigkeit". Nun gut, sie sind beim Filmklub geblieben und Fritz wurde später mein Nachfolger als Obmann. Sie haben weiter Filme über ihre Reisen gemacht, Afrika war zu diesem Zeitpunkt schon abgehakt, es kam Asien an die Reihe. Als die weiten Reisen zu beschwerlich wurden, sind sie mit ihrem VW-Bus und ihren Kameras durch Europa gezogen. Fritz unerschütterlich selbst im tiefsten Dschungel immer das Stativ dabei, Nelli mit kleiner Handkamera, auf originelle Motive fokussiert. Aber sie haben schon damals nicht nur Reisefilme gemacht, sondern auch kurze Spielfilme aus Nellis bis heute nie versiegendem Ideenschatz, kleine Komödien und Mystery-Filme, wie man heute sagt. - "Die Frau am Weg", "Tödliche Teilung", "Die Warnung" - aber wirklich eingeschlagen haben diese Filme bei den Wettbewerben damals
nicht, vielleicht war auch die Zeit noch nicht reif dafür. So richtig aufmerksam wurde man auf Fritz und Nelli, als sie begonnen haben, ihre Reisefilme mit dem typischen "Telatzky-Kommentar" zu versehen, als bewussten Kontrast zu den wunderschön geschliffenen und gesprochenen Texten der damals Grossen des Reisefilms. Sarkasmus und Ironie, stark ausgeprägte Eigenschaften von Fritz und Nelli, gern auf die Spitze getrieben, aber nie verletzend oder über das Ziel hinausschiessend - das war eine Mischung, die beim Publikum voll angekommen ist. - Bei den Juroren zuerst weniger, aber die haben sich dann auch langsam daran gewöhnt. Wenn ich mich richtig erinnere, sind Fritz und Nelli sogar eine der wenigen, denen es gelungen ist, sich mit einem Hochzeitsfilm - natürlich auf ihre Art - für die Staatsmeisterschaft zu qualifizieren. Wichtig war den beiden aber immer in erster Linie das Publikum, wenn der eine oder andere Preis dabei herausgeschaut hat, waren sie natürlich auch nicht unglücklich. Nelli sprudelt nicht nur vor Filmideen über, sie ist auch eine exzellente Zeichnerin. Als sie und Fritz mir erzählten, sie hätten eine  TelatzkyVersion der Nibelungensage als "Zeichenfilm" im Auge, habe ich ihnen angeboten, dieses doch sehr schwierige Vorhaben einer "etwas anderen Gestaltung" gemeinsam zu realisieren. Nelli lieferte die Zeichnungen, zusammen mit Fritz den (wie immer
ironischen) Kommentar, meine Frau und ich übernahmen die technischen Dinge, also Tongestaltung, Visualisierung, Endfertigung. - Die Mühe hat sich ausgezahlt, "VerNibelungen" erhielt bei der Staatsmeisterschaft in St. Pölten eine Goldmedaille. Als aus gesundheitlichen Gründen die Reisen nicht mehr möglich waren, haben sich die Telatzkys unverzagt mit frischen Kräften auf die Minutencup-Filme gestürzt und auch in diesem Bewerb jahrelang ihre Spuren hinterlassen. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Gewinner des ersten Minutencups der UNICA Nelli und Fritz Telatzky hiessen. Hier möchte ich zu guter Letzt noch eine Eigenschaft der Telatzkys ansprechen, die nicht so allgemein bekannt ist, sich aber doch wieder im Filmgeschehen des VÖFA niederschlägt: Motivierung und Aktivierung ihrer Klubkolleginnen und -Kollegen zu gemeinsamen Aktivitäten in Form von Gemeinschaftsfilmen. Wenn auch die Aktivität im Hinblick auf eigene Filme der Mitglieder in ihrem Filmklub nicht gerade überwältigend ist, Telatzkys schaffen es immer wieder, alle mit Begeisterung um sich zu scharen, wenn es darum geht einen neuen Gemeinschaftsfilm zu drehen. "Wer rastet, der rostet", und so
ist gerade ein Film fertig geworden und Nelli hat schon wieder ein neues Drehkonzept für den Herbst vorgelegt.
So würdigen wir heute das Schaffen eines Film-Autoren-Ehepaares, das in den letzten 25 Jahren regional und überregional seine filmischen Spuren hinterlassen hat und mit den "Telatzky-Filmen" zu einer Art Markenzeichen geworden ist. Mit manchen schriftlichen Kommentaren zum VÖFA-Geschehen haben sie für Aufregung und Zustimmung gleichermassen gesorgt, letztendlich konnte ihnen aber niemand ernsthaft böse sein. Leider hatte Fritz einen schlechten Winter. Obwohl er heute nicht bei uns sein kann, möchte ich sie beruhigen, er ist wieder auf dem Wege der Besserung. Im Anschluss an die Ehrung möchten wir Ihnen einen kurzen Zusammenschnitt von Telatzky-Filmen präsentieren, für alle, die sich gerne wieder erinnern und für jene, die mit dem Namen Telatzky möglicherweise nichts mehr anfangen können. "Leidenschaft Film" ist vielleicht ein vielschichtig interpretierbarer Begriff, aber wenn man damit kindliche Freude und Begeisterung am Ersinnen und Realisieren eines Filmprojektes mit einschliesst, dann liegen wir bei Nelli und Fritz Telatzky goldrichtig. In diesem Sinne herzlichen Glückwunsch und weiterhin viel Schaffensfreude!

Peter Glatzl

 

Replik Nelli Telatzky

Ich danke im Namen von uns beiden für die Ernennung zum Amateurfilm-Urgestein. Nachdem jetzt unser reicher Erfahrungsschatz anerkannt wurde, drängt es mich Grundlegendes an unsere Amateurfilm-Nachfahren weiter zu geben. Dank dem lieben Gott und unseren Pharmakonzernen werden wir alle alt wie nie zuvor - doch dabei geht
zizerlweise die Vitalität flöten. Für diesen Fall hat sich unser Hobby sehr bewährt, denn es läßt sich auch im Liegen
ausüben! Wir können nicht mehr filmen, weil es mit der Mobilität hapert. Wir können nicht mehr schneiden, weil die moderne Technik für uns ein böhmisches Dorf ist. Wir können nicht mehr vertonen, weil wir beide immer terrischer werden. Aber wir können delegieren! In unserem Club findet sich manches Talent. Da bedient einer die Kamera, ein anderer schneidet und der Dritte vertont die Filme. Wir geben nur unseren Kren dazu, sind aber am Erfolg maßgeblich beteiligt! Diese Vorgangsweise können wir künftigen Urgesteinen nur warm empfehlen!

Nelli Telatzky

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