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Laudatio - Horst Hubbauer für den Ehrenpreis "Leidenschaft Film"

Der Vorstand des VÖFA hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, den Ehrenpreis „Leidenschaft Film 2012“ zu verleihen an Horst Hubbauer

 

Sehr geehrte Damen und Herrn, lieber Horst!

Wie gut kennen die meisten von euch Horst Hubbauer wirklich? Ja, er ist einer der „großen Alten“, sein letzter Film ist schon einige Jahre her, er ist nach außen hin eher still, ein bisschen in sich gekehrt, zu allen nett und freundlich... Natürlich hat er wie alle von Kreativität und Leidenschaft Besessenen seine Ecken und Kanten, aber die halten sich wohltuend in Grenzen. Filmisch hält er es mehr mit der Qualität als mit der Quantität. Habt ihr gewusst, dass er seit 1982 mit jedem seiner Spielfilme Staatsmeister geworden ist? Und dass er insgesamt fünf Mal Unica-Gesamtsieger, also „FilmWeltmeister“ war? Zweimal mit eigenen Filmen und dreimal gemeinsam mit seinem spanischen Freund Jan Baca, zuletzt im Vorjahr. Nicht zu vergessen die fünf spanischen Staatsmeistertitel, die er mit Jan Baca errungen hat. Unzählbar die Filmproduktionen, an denen er in verschiedensten Funktionen beteiligt war. Ja, er hat sich sogar als Schauspieler versucht, aber diese Leidenschaft hat sich in Grenzen gehalten. Sehr früh schon hat sich bei Horst die Leidenschaft zur Schaffung einer selbst inszenierten Realität gezeigt, als er als er als Sechs- bis Siebenjähriger fasziniert davon war, seine Umgebung durch das Loch einer vom Schaffner gezwickten Eisenbahnfahrkarte zu betrachten. Also einen „isolierten“ Ausschnitt der Realität. Mit Zeichnungen auf Zellophanpapier machte er mit einer Taschenlampe und einer Optik seine ersten Projekionsversuche. Von seiner Lehrlingsentschädigung hat er sich seinen ersten Fotoapparat erspart, hat praktisch damit „geschlafen“ und dabei, weil die Zeiten damals halt noch anders waren, auch den sparsamen Umgang mit Filmmaterial gelernt. Doch fast wäre er uns als Filmer abhanden gekommen, weil er als „Jung-Twen“ unbedingt ein zweiter Peter Kraus werden wollte. Als aus seiner hoffnungsvoll begonnenen Sänger-Karriere doch nicht der große Wurf wurde, hat ihm das Schicksal gnädigerweise eine filmische Option offengelassen. … Heirat … Familie …, und wie so oft war auch bei Horst Hubbauer das erste Kind, sein Sohn Christian, der Anlass, sich eine Normal-8-Filmkamera zu kaufen, um die Familie auf Filmband festzuhalten. „Ein Tag mit Christian“ war sein erster gestalteter Film. Freunde waren fasziniert davon, wie er es geschafft hat, all die Ereignisse eines Tages so aufzunehmen, immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. - Was ja nicht stimmte, denn in Wirklichkeit hatte er zwei Monate daran gedreht. Und doch war diese Reaktion der Freunde ein Schlüsselerlebnis für Horst, weil er dadurch „die Macht der Montage“ für sich entdeckt hat. Mitte der Sechzigerjahre wurde er Mitglied beim AFC Wien, wo er auch bald mit „Lichte Nacht“ einen Klubwettbewerb gewinnen konnte. Erste Aufmerksamkeit auch außerhalb des Klubs erregte er 1969 mit „Zeit“, ein sozialkritischer, eher konservativ gemachter Familienfilm, aber schon mit intellektuellem Anspruch. Geradlinig Geschichten zu erzählen, genügte ihm bald nicht mehr. 1975 folgte mit der Parabel „HC 5001“ die Einleitung seiner „Avantgardistischen Phase“. Eine längere Zusammenarbeit mit Regisseur und Autor Houchang Allahyari als Kameramann und Cutter folgte. Wenn ich mich selbst als Zeitzeuge einbringen darf, so waren das meiner Erinnerung nach „Filme, die man als Normalsterblicher nicht mehr so ganz verstanden hat“. Er war, um meinen Freund Fritz Telatzky zu zitieren, von der „Allahyaritis“ befallen. Als er Ende der 70-er-Jahre einmal mit seinen Filmen zu Gast bei uns im Filmklub Neunkirchen war, hat er sich dabei ein Strafmandat wegen Falschparkens eingehandelt. Weil ich den Polizisten gut gekannt habe, ist der Strafzettel mit Hinweis auf den „berühmten Gast aus Wien“ im Papierkorb gelandet. - Das war meine erste intensivere Begegnung mit Horst Hubbauer, aus der sich später eine bis heute andauernde enge Freundschaft entwickelt hat. „Das Flötenkonzert“ brachte 1982 die Rückkehr zum konventionell gestalteten Spielfilm mit familiärem Hintergrund - und brachte ihm den ersten Staatsmeistertitel ein. 1986 kam „Der Besuch“, nach K.H. Waggerl. Wieder Staatsmeister und die erste Unica-Goldmedaille, wir hatten einen frischgebackenen „Film-Weltmeister“! 1985 - 1987 wieder Zusammenarbeit mit Houchang Allahyari, diesmal auf professioneller Ebene. Als Kameramann für die Kinofilme „Kraft der Vergangenheit“ und „Borderline“. „Borderline“ war besonders international sehr erfolgreich und wurde sogar in den USA und in Russland aufgeführt. Diese Kinoprojekte waren ein elementarer Wendepunkt im Filmleben des Horst Hubbauer: Aufwendige Langfilme, die Arbeit mit bekannten Schauspielern - all die Möglichkeiten, die einem der professionelle Film bietet, nützen zu können. Und dann, auf Grund persönlicher Differenzen, nie wieder Houchang Allahyari. Leider, sage ich. Nämlich auch nicht für „I love Vienna“, Allahyaris grösstem Kino-Erfolg, wo man den Horst unbedingt wieder dabeihaben wollte. Aber, der Horst kann eben auch ein sturer Bock sein. Oder wie er selbst sagt: „Jo, so bin i!“ In diese Zeit fällt auch der Beginn seiner Tätigkeit als Vortragender und Ausbildner bei Film- und Videoseminaren, wo wir viel gemeinsam tätig waren, und die Mitarbeit bei diversen prof. Fremdprojekten. Präsentationsvideos für Porsche Austria, Techn. Museum, Regionalentwicklung Kärnten, u.v.a. 1993 das nächste eigenständige Werk, „Das Band“. Hier setzt er um, was er vom großen Profifilm mitgenommen hat: Aufwändige Inszenierung, 47 Min. Länge, Einsatz von Profischauspielern. Gut Ding braucht Weil', besonders bei Horst Hubbauer. Und so überbrückt er die Zeit bis zu seinem nächsten Film, indem er sich in der Aus- und Fortbildung von Autoren und Juroren im VÖFA engagiert und Freunde bei Spielfilmprojekten unterstützt. Werner Löschers „Freunde“, „Die Verwandlung“ von Hans-Georg Heinke, um Beispiele zu nennen. Und das zieht sich eigentlich bis in die Gegenwart, bis zum vorjährigen Staatsmeister „Liebe ohne Grenzen“, wo er ebenfalls nicht unwesentlich am Gelingen des Films beteiligt war. Horst ist einer, der sein immenses Wissen und Know How gerne zur Verfügung stellt und Freunde bei ihren Filmprojekten unterstützt. Und natürlich helfen ihm auch seine Freunde und Kollegen bei seinen Projekten. 2001 folgt „Die Wanderung“, bislang letztes und voluminösestes Hubbauer-SpielfilmSolo-Werk. 3.500m 16-mm-Negativ-Film verbraucht, Länge: 63 Minuten. Ab 2002 sind zwei einschneidende Ereignisse zu verzeichnen: 1. Die Umerziehung vom leidenschaftlichen Filmer zum leidenschaftlichen Opa. Er muss seine Leidenschaft nun teilen bzw. seine filmischen Ambitionen etwas hintanstellen, kein leichtes Unterfangen. Und 2., Sensation! Doch schon in etwas fortgeschrittenerem Alter, mottet Horst seinen Steenbeck-Schneidetisch ein und beginnt praktisch wieder von vorne mit non-linearem Videoschnitt am PC. - Etliche seiner grauen Haare verdankt er diesem Entschluss! So kommen wir zum letzten und vielleicht nicht allen so genau bekannten Abschnitt in Horst Hubbauers Filmerleben: Was macht ein „Film-Leidenschaftler“ wie er, wenn ihm zwar scheinbar die zündenden Ideen für einen neuen eigenen Film fehlen, er aber trotzdem noch nicht zum alten Eisen gehören möchte? Er wird zum „Fremdarbeiter“. Es kommt zur österr.-spanischen „Elefantenhochzeit“ mit seinem Freund und Meisterfilmer Jan Baca aus Barcelona, wobei Horst hauptsächlich für Lichtdesign, Bildgestaltung und Co-Regie verantwortlich ist. Fünf gemeinsame Filme entstehen zwischen 1999 und 2011 in Spanien, wobei „Darrera la Porta“, „Hijab“ und „Nocturn“ sich jeweils das Prädikat „Bester Film der UNICA“ holen und das Autorenduo dreimal zu „Film-Weltmeistern“ machen. Meine Chronologie einer Film-Leidenschaft geht ihrem Ende zu. Wie wird es weitergehen? Jan Baca will aufhören, Horst hat ein fertiges Drehbuch in der Schreibtischlade liegen. Kommt es noch zur Realisation? Oder wird auch er sich zur Ruhe setzen? Das kann ich mir nicht vorstellen. Wahre Leidenschaft durchlebt Höhen und Tiefen, aber sie erlischt nicht. Natürlich - nach so vielen filmleidenschaftlichen Jahren verliert man etwas von der naiven Unbekümmertheit, mit der man eigentlich an seine Filme herangehen sollte. Wo man Probleme einfach löst, statt voller Selbstzweifel darüber nachzudenken, wie man sie lösen könnte. Wie auch immer - Lieber Horst, du kannst mit Stolz darauf zurückblicken, was du geschaffen hast und wir sind stolz darauf, dich in unserer Mitte zu haben! Fröne weiter deiner „Leidenschaft Film“, lass uns weiter an deinen Filmen, deinem Wissen und deiner Erfahrung teilhaben. Uns vom Vorstand des VÖFA, dem du schon so viele Jahre als „Kämpfer für die Autoren“ angehörst und uns als deine Filmerkolleginnen und -Kollegen. Ärgere dich weiter mit deinem Schnitt-PC und lass dir weitere graue Haare wachsen. Wir brauchen dich! In diesem Sinne herzliche Gratulation und die besten Wünsche für weitere filmleidenschaftliche Jahre - von uns allen und von mir, der ich dein Freund sein darf! Peter Glatzl. (Eine Zusammenstellung von Filmausschnitten aus Horst Hubbauers bisherigem Gesamtwerk kann in der VÖFA-Filmothek ausgeliehen werden)

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