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Laudatio - Sonja Steger für den Ehrenpreis "Leidenschaft Film"

Der Vorstand des VÖFA hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, den Ehrenpreis „Leidenschaft Film 2014“ zu verleihen an unsere Filmer-Freundin und -Kollegin Sonja Steger vom AFC Wien !

 

Sehr geehrte Damen und Herrn, liebe Sonja!

Wer vom Virus „Leidenschaft Film“ befallen oder meinetwegen auch gebissen ist, der ist eigentlich gut dran. Man wälzt ständig Filmpläne, rotiert kreativ auf Volltouren, Langeweile gibt es nicht. Hoher Film-Adrenalinausstoß, Ärger oder Gekränktsein über inkompetente Jurien, manchmal wird man, oft spät, aber doch, sogar dafür geehrt. - Eigentlich ein erfülltes Filmleben. Wie sieht das die nähere Umgebung, die Familie, die Freunde? Alle immer fest auf Trab gehalten, fest eingespannt, von einem Projekt zum nächsten. Keinem ist fad, alle sind glücklich - oder so. (Sollte jemand unter Euch andere Erfahrungen gemacht haben?) Heute ist ja wieder so ein „Ehrungstag“, da darf man nur das Beste sagen. - Naja, eine kleine Anekdote der „anderen Art“ mit der filmleidenschaftlichen Sonja Steger darf ich vielleicht doch zum Besten geben: Sie erinnern sich an die „Luxemburg Babies“? Ich war mit dabei und wir porträtierten in Ghana Frauen, die sich mit ihrer Unterstützung aus Luxemburg in ihren Dörfern ein kleines Geschäft aufgebaut hatten. Ziel war, den „geschäftlichen Alltag“ dieser Frauen im Bild festzuhalten. Da war so gut wie nichts planbar oder inszenierbar. Wann kommt Kundschaft? Einzeln oder mehrere zugleich? Was werden sie kaufen? - Das hieß, warten, bis etwas passiert und dann schauen, dass bei den Aufnahmen nichts passiert. Also war ein möglichst professionelles Vorgehen gefragt. Was bedeutete, sobald Kundschaft auftauchte, ich sofort mit der Handkamera am „Objekt“ bleibend und durchgehend aus der „Sicheren“ alles aufnehmend. Sonja hatte die Aufgabe, für die Zwischenschnitte zu sorgen. Details, Hände, Gesichter, etc. Das hatte auch schon einige Male wunderbar geklappt. Eines Tages aber …. Wir hatten schon sehr lange bei ziemlicher Hitze warten müssen, bis sich etwas tut - und plötzlich tat sich was. Ich sofort Kamera ein und ran ans Geschehen. Mitten im Getümmel zwangsweise ein leichter Schwenk nach rechts, ich das linke Auge am Suchermonitor, sehe ich aus dem rechten Augenwinkel Sonja's Stativ einsam und verlassen stehen, genau dort, wo mein Schwenk enden würde. „Sonja ….“ - „Sonja …?“ - „Sonja!!!!“ - keine Sonja da. Kurz und gut, oder nicht gut, mein Schwenk hat ein unrühmliches Ende genommen und ich war leicht sauer. Aber wo war Sonja? Kurz danach, die Szene war abgedreht, die Kundschaft gegangen, unsere Geschäftsfrau saß wieder zufrieden und um einige Pesewas reicher im Schatten, kommt Sonja daher, strahlende Augen, glückliches Lächeln im Gesicht. Was ist passiert? - Von ihrer Leidenschaft übermannt, wurde ihr das Warten zu langweilig, sie machte sich „schnell mal um die Ecke“ auf Motivsuche. „Schnell mal um die Ecke“ hat dann zwar etwas länger gedauert, aber was ist schon ein verhauter Schwenk und ein leicht verärgerter Kollege gegen wunderschön leidenschaftlich gefilmte Ziegen und Hühner? Da musste sogar ich kapitulieren - gegen filmische Leidenschaft ist kein Kraut gewachsen! Um wieder zum Ernst des heutigen Anlasses zurückzukommen, ich habe noch selten jemand wie unsere Sonja Steger erlebt, die ständig auf Motivjagd war. Während ich in den Drehpausen versucht habe, mich zu entspannen und geistig zu regenerieren, war die Sonja schon wieder mit ihrer Kamera unterwegs. Bewundernswert! Und das spiegelt sich auch in ihren Filmen wider. Ob ihr das schon in die Wiege gelegt worden war, kann ich nicht sagen, so lange kenne ich sie noch nicht. Aber begonnen hat es eigentlich ganz „normal“, mit Familienaufnahmen und Filmen von Gesellschaftsreisen mit Freunden, dem sogenannten „SenatorenClub“. Zuerst noch mit Super-8, dann Video. Und hier hat das Schicksal der Sonja ein bisschen über die Schulter geschaut: Ein Mitglied dieses „Senatoren-Clubs“ war nämlich unsere Filmer-Legende Fritz Gratzer vom KdKÖ Wien. Der hat scheinbar das in ihr steckende Potential erkannt und sie in den KdKÖ eingeladen, wo sie dann Stammgast und in den erlauchten Kreis der Mitglieder aufgenommen wurde. Nun hat das Schicksal noch etwas mehr zugelangt, um Sonja auf den „richtigen“ Weg zu bringen: Sie feiert ihren Geburtstag im KdKÖ und lernt an der Bar den ebenfalls legendären Fritz Würzler kennen. Dieser war Musiker bei den Symphonikern und in Filmerkreisen durch seine exzellenten, von ihm komponierten Filmvertonungen für die damaligen Spitzenfilmer Eduard Tschokl und Inka u. Kurt Keil bekannt geworden. Nun, Fritz Würzler findet Sonja sympathisch und schenkt ihr zum Geburtstag eine Fimvertonung. Das Schicksal setzt auch noch eines drauf, ihre Familie schenkt ihr zum Geburtstag eine „FASTVideomachine“, das erste professionelle computerbasierende Video-Schnittsystem. - Damals in VÖFA-Kreisen eher eine Rarität, weil sauteuer und nicht ganz unkompliziert in der Handhabung. Aber ein Traum für jeden, der seine Filme anspruchsvoller gestalten wollte. Da Sonja kurz vorher von einer Costa Rica-Reise mit einer Menge Videomaterial zurückgekehrt war, war das nächste Filmthema klar. Fritz Würzler, wohl neugierig auf das neue Schnittsystem, hat sich dann angeboten, ihr auch beim Schnitt zu helfen. Kurz gesagt, mit „Costa Rica“ errang Sonja Steger 1997 ihre erste Staatsmeisterschafts-Goldmedaille! Zwar „with a little help from her friends“, aber das soll ihre Leistung nicht schmälern. Schließlich ist Filmemachen ja Teamarbeit und es ist nur vernünftig, sich von erfahrenen Kollegen unterstützen zu lassen. Da haben wir es also. Ein teures Schnittsystem und ein „Profi“, der einem hilft, und schon haben wir einen Spitzenfilm. - Nein, weit gefehlt! Gefühl für Bilder und Bildaufbau, große Sorgfalt und Geduld, auch bei der Gestaltung, Ideenreichtum und die Bereitschaft, immer dazuzulernen - das ist das Holz, aus dem Sonja Steger geschnitzt ist. Noch jemand, der Sonja's filmische Talente erkannt und sie damals unter seine Fittiche genommen hat: Franz Radler, mit seinen Naturaufnahmen bekannt geworden, hat ihr in der schönen Natur rund um den Altausseersee die Wichtigkeit von Motivwahl, natürlichem Licht, Kamerastandpunkt, Brennweite und Schärfepunkten eingetrichtert. Und so verging seit 1997 fast kein Jahr, in dem Sonja bei den Staatsmeisterschaften nicht ihre Spuren hinterlassen hat und ihre Filme im Gold- oder Silberrang platzieren konnte. Auch vier Landesmeistertitel konnte sie erringen. Lassen wir einige Filmtitel Revue passieren: „Pantha Rei - alles fließt“, „An den Ufern des Mekong“, „Die Kraft des Weges“, „Himba“, „Im Reich der Berggorillas“, „Anando“, „Die Luxemburg Babies“ - um nur einige zu nennen. Schauen wir uns an, wo ihre Filme entstanden sind: Asien, Südamerika, Afrika, Indischer Kontinent …. Ach ja, ein Film wurde sogar in Österreich gedreht …. Anhand dieser Aufzählung wird sehr schnell klar, dass es Sonja Steger vorzüglich gelungen ist, ihre Reiseleidenschaft mit ihrer filmischen Leidenschaft zu verknüpfen. Und noch eines hat Sonja bald erkannt: Dass es filmisch viel reizvoller und interessanter ist, nicht über ein ganzes Land zu berichten, sondern sich markante Themen herauszupicken. Landstriche, Ereignisse und vor allem Menschen und ihr Leben, ihre Umwelt. Und weil aller guten Dinge Drei sind, noch drei kurze Anmerkungen zur filmischen Leidenschaft von Sonja Steger:• Als sie „Pantha Rei - alles fließt“ gedreht hat, einen Naturfilm, der ja im Wienerwald entstanden ist. 1 Jahr lang hat sie Kamera, Stativ und Gummistiefel ständig im Auto dabei gehabt, um sofort aufnahmebereit zu sein, wenn sich unterwegs irgendwo eine besondere Lichtstimmung oder ein besonderes Motiv zeigen sollte.• Ihre Reise nach Syrien, aus der später der Film „Mahaba“ hervorging, musste sie mit einem Gipsfuß antreten. Was sie aber nicht hinderte, trotzdem ihr Riesen-Stativ mitzuschleppen, um ja schöne unverwackelte Bilder zu bekommen.• Wie Euch schon aufgefallen sein wird, gibt es bei Sonja's Filmen so gut wie nie störende Hintergrundgeräusche oder Windgeräusche. Selbst nicht bei „Die Kraft des Weges“, der ja in Tibet in über 5000 Metern Höhe gedreht wurde und wo praktisch immer der Wind weht. - Hat sie ein Geheimabkommen mit dem Wettergott, der den Wind abstellt, wenn sie ihre Kamera einschaltet?Nein, durchaus nicht! Aber sie geht in ihrer Leidenschaft sogar so weit, dass sie bei der Montage künstliche Atmo's anlegt, um einen sauberen Ton zu bekommen. Liebe Sonja, unsere herzlichsten Glückwünsche zu deiner Ehrung und ebenso herzliche Glückwünsche zu deinem Geburtstag, den du ja in 2 Wochen feiern wirst! Und als Gratulanten haben wir einen Wunsch frei: Wir wünschen uns von dir noch viele filmleidenschaftliche Sonja-Steger-Filme!

Peter Glatzl Fieberbrunn, am 31. Mai 2014

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