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Laudatio - Kurt Körbler für den Ehrenpreis "Leidenschaft Film"

Der Vorstand des VÖFA hat beschlossen, den Ehrenpreis „Leidenschaft Film 2015“ zu verleihen an unseren Filmer-Freund und -Kollegen Kurt Körbler
 vom Film- und Videoclub Krems!

 

Sehr geehrte Damen und Herrn, lieber Kurt!

Kurt Körbler ist ein eher Bescheidener, Zurückhaltender. Als Person, aber nicht als Filmautor. Da hat er insbesondere mit seinen Künstlerporträts das VÖFA-Filmschaffen um einige Perlen bereichert. Natürlich kennen wir Kurt Körbler auch als anerkannten Juror mit fundierten Musikkenntnissen, die er in seine Jurytätigkeit einbringt. Viele kennen ihn auch durch seine jahrzehntelange Funktionärstätigkeit für den Film- und Videoclub Krems, 1975 bis 2007 als Obmann-Stv., seit 2008 ist er Obmann, 2005 wurde er mit dem VÖFA-Ehrenzeichen in Silber ausgezeichnet. Wir ehren aber heute weder den Juror, noch den Funktionär, sondern den Filmgestalter Kurt Körbler. Viele seiner Filme haben wir gesehen, heute präsentieren wir euch das Gesicht dazu. Wenn wir uns mit seiner Vita beschäftigen, fallen uns zwei Eigenschaften besonders auf: Begeisterung und Akribie – wie passt das zusammen? Genauigkeit und Sorgfalt waren wohl auch berufsbedingt notwendige Eigenschaften in seiner Tätigkeit als Verwalter des Weingutes der Stadt Krems. Schlechte Weine wären seinem Ruf bestimmt nicht förderlich gewesen. Und da er diese Tätigkeit über 30 Jahre lang ausgeübt hat, muss wohl auch eine Portion Begeisterung dabei gewesen sein. Wie schaut’s auf der filmischen Seite aus? Was seinen Einstieg und seine Anfänge betrifft – das Übliche: Fotografieren, Heirat, Kinder, Urlaub ... eine Filmkamera muss her! Und es wurde mit Begeisterung gefilmt. Aber auch schon bei seinen Erstlingen ist ersichtlich, dass hier bereits große Sorgfalt am Werk war. An Vorbildern und Lehrmeistern hat es nicht gemangelt. Aus dem Filmklub Krems, dem Kurt Körbler im Gründungsjahr 1966 beigetreten ist, sind ja bekanntlich im Laufe seines Bestehens etliche Spitzenfilmer, Landes- und Staatsmeister hervorgegangen. 9 Regionalund Landesmeisterschaften, 2 Staatsmeisterschaften und 8 internationale Bewerbe, darunter 5 „Danubialen“ haben die Kremser organisiert. Dass da auch für die filmische Entwicklung Kurt Körbler’s einiges hängengeblieben ist, darf man getrost annehmen. Und wie hat es mit der praktischen Umsetzung an eigenen Filmen ausgeschaut? Vorerst eher mager, möchte ich behaupten. 1974 ein bisschen am Erfolg geschnuppert, als Co-Autor mit Ferdinand Suppaner und einer Goldmedaille bei der damaligen Staatsmeisterschaft, das war’s dann auch schon wieder. Hat es an der Zeit gefehlt, oder auch am Mut? Natürlich hat er Filme gemacht, meist Reisefilme, sich aber nie an Wettbewerben beteiligt. Eigentlich schade, würde ich sagen. Denn schon in diesen Filmen kristallisierten sich Eigenschaften heraus, die seine späteren Filme charakterisierten: präzise Bildgestaltung, Typisierung von Menschen und vor allem die musikalische Gestaltung, eine Gabe, die ihm später auch Anerkennung und etliche Sonderpreise eingebracht hat. Ist aber auch kein Wunder, ist er doch seit 60 Jahren als Violinist im Kirchenorchester Krems-Stein tätig. Da sollte man dann doch einige musikalische Kenntnisse haben. Irgendwann ist ihm die Wettbewerbs-Absenz gottseidank scheinbar doch zu langweilig geworden und er hat sich als „Spätberufener“ ins Wettbewerbsgeschehen geschmissen: „Die Romanik im Monferrato“, sein Einstieg, hat ihm 1998 gleich mal einen Landesmeistertitel beschert. Kunsthistorische Themen scheinen ihm also zu liegen. Mit „Das Erbe der Medici“, einem speziellen Kapitel aus der Geschichte von Florenz, hat er seine Vorliebe noch präzisiert und die Familie porträtiert, die zu den größten Förderern von Michelangelo gehörte. – Was hier auch auffällt, ist dramaturgische Raffinesse und die umfangreiche Fakten- UND Bildrecherche. Zwischendurch gab es mit „Les mysteres du vin“, „Die Geheimnisse des Weins“, einen inhaltlichen Ausreißer in die Welt des Weinbaus. Ich war damals in der Landesmeisterschafts-Jury und erinnere mich an wunderschöne Bilder und die für uns völlig neue Information, dass Wein nach Kirschen oder Himbeeren riechen kann. Das haben wir danach auch gleich ausprobiert – die Information war richtig, und wir etwas verkatert. Habt ihr gewusst, dass Vincent van Gogh 680 Briefe an seinen Bruder geschrieben hat? Kurt Körbler wusste es scheinbar, dürfte sie alle gelesen haben und hat davon ausgehend einen biografischen Film über van Gogh gemacht. Auch hier wieder ein treffliches Spiel mit der Dramaturgie, weil erst in der letzten Einstellung der Name des Künstlers verraten wurde. Vor allem interessant auch, weil hier in erster Linie nicht der Künstler, sondern der Mensch Vincent van Gogh im Vordergrund steht, mit allen seinen Nöten und Zweifeln. Kurt Körbler war also in der Welt der Künstlerporträts angekommen. Die Bildende Kunst dürfte ihn aber nicht mehr so gereizt haben, seine musikalische Seele hat sich durchgesetzt. Und so hat er sich 2004 an Peter Iljitsch Tschaikowsky herangewagt. Wieder sehr raffiniert angelegt, machte er sich die damals gerade neue Erkenntnis zunutze, der russische Komponist sei wegen seiner homosexuellen Ausschweifungen zum Selbstmord durch Gift gezwungen worden. - Das war für Publikum und Jury neu, die auf den Film gerichtete Aufmerksamkeit entsprechend groß. Vor drei Jahren hat uns Kurt Körbler seinen Film über Gustav Mahler vorgelegt. Diesmal eher konventionell und linear gestaltet, hat er sich doch auch dramaturgisch wieder etwas einfallen lassen und den Mahler’schen Bogen weit über dessen Tod hinaus gespannt. Nicht nur, dass er es immer wieder schafft, im Publikum Anteilnahme an seinen FilmHelden - oder Anti-Helden - zu wecken, ist hier Kurt Körbler in der Verbindung von Bildern und akustischer Gestaltung ein beeindruckendes, opulentes Werk gelungen. Nicht ohne Grund hat ihm die Tongestaltung dieses Films einige Spezialpreise eingebracht. Eine kleine Anekdote am Rande: Bei der Landesmeisterschaft konnte sich dieser Film mit Silber knapp für die Staatsmeisterschaft qualifizieren. Dort reichte es allerdings locker für eine Goldmedaille. Hinterher kamen noch eine „Goldene Diana“ und Gold bei den „Int. Walser Filmtagen“ dazu. – Was lernen wir daraus?: Auch Juroren können gelegentlich irren ...... Und ein Letztes .... Wie heißt es doch gleich? „Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine erfolgreiche Frau“. – Die Frau hinter Kurt Körbler’s filmischem Schaffen darf unter keinen Umständen unerwähnt bleiben. Ist sie doch Ansprechpartnerin und Beraterin und Trostgeberin im Werdungsprozess seiner Filmprojekte - wer ist noch nicht durch das Fegefeuer von Ungewissheit und Selbstzweifel gegangen? – und andererseits ist sie die Erste, die das eben fertig gewordene neue Werk sieht und ihre Meinung dazu abgibt. Nicht ohne Grund steht sie neben Kurt im Nachspann, seine Gattin und Muse Helga Körbler! Werte Damen und Herren, ich habe zu Beginn gesagt: Kurt Körbler ist ein eher Bescheidener, Zurückhaltender, wie man früher sagte, ein Sir. Als Person, aber nicht als Filmautor, da hat er es faustdick hinter den Ohren! Und wenn ich Begeisterung und Akribie für seine hervorstechendsten Eigenschaften halte, so hoffe ich, dass ihr mir Recht gebt, wenn wir nach der Ehrung Ausschnitte aus frühen Reisefilmen und seinen Künstlerporträts präsentieren. Lieber Kurt, herzliche Gratulation zu deiner heutigen wohlverdienten Ehrung, weiterhin Gesundheit und Schaffenskraft und alles Gute für dein neues Projekt „Antlitz einer alten Stadt“!

Villach-Landskron, am 16. Mai 2015 Peter Glatzl.

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